Ladeinfrastruktur, Umweltbonus, Strompreise: Wir brauchen mehr Engagement bei der Verkehrswende

Am langfristigen Erfolg und der sukzessiven Ausbreitung sowie Akzeptanz der Elektromobilität und den mit ihr einhergehenden Aspekten, etwa dem Ausbau der Ladeinfrastruktur, besteht mittlerweile kein Zweifel mehr. Immer mehr internationale Automobilhersteller erweitern ihre Produktpalette um diverse rein elektrisch betriebene Fahrzeuge. Vehikel, die noch mit einem klassischen, nicht nachhaltigen Verbrennungsmotor betrieben werden, dürften zwar so schnell nicht vollständig von den Straßen verschwinden, aber nach und nach immer seltener werden.

Doch beim Blick auf die derzeitige Nachrichtenlage, wird die letztlich unausweichliche – und auch mehr als notwendige – Verkehrswende momentan durch diverse Faktoren ausgebremst, zumindest in Deutschland. Es ist daher an der Zeit, möglichst einfach und verständlich aufzuzeigen, was in  Politik und Wirtschaft hierzulande verbesserungswürdig ist und warum wir insgesamt wesentlich mehr Engagement brauchen, um die Verkehrswende noch zeitnah realisieren zu können.

Politik und Wirtschaft in Deutschland: Zu wenig, zu spät?

Im September 2023 ist der Anteil der Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland im Vergleich zum August 2023 um gleich 63 Prozent eingebrochen. Was im ersten Moment äußerst drastisch klingt und von Einzelpersonen vorschnell und überaus polemisch als Zeichen des Endes der E-Autos hierzulande und der Elektromobilität im Allgemeinen bezeichnet wurde, lässt sich allerdings recht simpel erklären.

Der Wegfall der bundesweiten Förderung für gewerbliche E-Autos kann vermutlich damit in Zusammenhang gebracht werden. Wer fest mit einer Förderung gerechnet hat, verzichtet natürlich nur ungern darauf, weswegen ein Großteil dieser Fahrzeuge noch im Vormonat August angemeldet wurde. Auf die relativ hohe Zahl an Anmeldungen musste im September daher ein deutlicher Rückgang folgen.

Da der Umweltbonus und die entsprechenden Förderprogramme zum 17. Dezember 2023 schließlich auch für Privatpersonen für vorerst beendet erklärt worden sind, dürfte sich bei der Zahl der Neuanmeldungen zwischen Dezember 2023 und Januar 2024 eine vergleichbar rückgängige Entwicklung abzeichnen.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich aufgrund der mehr als herausfordernden Gesamtsituation – geprägt von diversen internationalen Krisen und Konflikten sowie teils deutlich steigender Preise und Zinsen – für viele Menschen schlichtweg das Geld für ein neues (Elektro-)Auto fehlt. Ergo sind die Verkaufszahlen für Autos in den vergangenen Monaten, auch unabhängig von der Antriebsart, hierzulande wenig überraschend zurückgegangen.

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass der überstürzte Wegfall der Förderungsprogramme und Umweltboni für E-Autos, ob nun im gewerblichen oder privaten Raum, ein falscher Schritt zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt war. Nicht wenige Unternehmen haben ihre gewerblich als Firmenwagen gekauften Elektroautos oftmals nur wenige Jahre später dem privaten Gebrauchtwagenmarkt zugeführt, auf welchem sie zu bezahlbareren Preisen schließlich von Privatpersonen erworben werden konnten. Auch dies dürfte in naher Zukunft somit wegfallen.

Elektromobilität: Verkehrswende nur noch für Spitzenverdiener?

Doch nicht nur das scheinbar erratische Verhalten der Bundespolitik, sondern auch die Wirtschaft trägt dazu bei, den Siegeszug der Mobilitätswende, hin zu mehr Nachhaltigkeit, Umwelt- sowie Klimaschutz, in jüngster Vergangenheit spürbar auszubremsen.

Zwar bieten immer mehr internationale und eben auch deutsche Automobilkonzerne vermehrt Autos mit rein elektrischem Antrieb an, doch auf der Jagd nach immer höheren Margen scheinen sich diese mehr und mehr auf möglichst große und vor allem kostspielige Modelle zu konzentrieren. Diese Entwicklung, vor allem in Zeiten  steigender Zinsen und auslaufender Umweltboni und Förderprogramme, zieht spürbare Konsequenzen nach sich.

Eine weitere Herausforderung: Das Leasing neuer E-Autos ist gerade für Privatpersonen schwieriger geworden, da sich die monatlichen Raten bei einigen ausgewählten Fahrzeugmodellen zwischenzeitlich sogar verdoppelt haben. Auch in puncto Kaufpreis eines brandneuen rein elektrisch betriebenen Fahrzeugs hat sich die Situation gerade in der jüngeren Zeit nicht verbessert, im Gegenteil. Selbst kleinere E-Modelle mit einfacher Ausstattung kosten mitunter 45.000 Euro oder mehr. Bei diesen Preisen ist es daher alles andere als verwunderlich, dass die breite Bevölkerung (noch) nicht auf den Elektromobilitätszug aufspringt und eine spürbare Verkehrswende bislang ausbleibt.

Die Politik muss bezahlbare Elektromobilität für alle ermöglichen

Doch abgesehen von den zu hohen und weiter steigenden Preisen für neue Elektroautos wird die Ausbreitung der Elektromobilität in Deutschland momentan noch von weiteren Faktoren ausgebremst.

Dazu gehören die ebenfalls gestiegenen Strompreise. Noch vor einigen Jahren konnten Nutzer von E-Autos an zahlreichen Ladestationen, ob im öffentlichen oder im halb-öffentlichen Raum, ihre elektrisch betriebenen Fahrzeuge äußerst günstig oder teilweise sogar kostenlos aufladen. Mit steigender Verbreitung und steigenden Energiekosten sind die einst attraktiven Angebote allerdings eingestellt oder zumindest stark eingeschränkt worden.

Die steigenden Ausgaben für Strom wurden größtenteils direkt an die Kundschaft weitergegeben. Trotz zwischenzeitlicher Beruhigung des Energiemarktes sind die Preise für Ladestrom kontinuierlich weiter gestiegen. So zahlt man, abhängig vom Anbieter, mittlerweile gerne zwischen 50 und 90 Cent pro Kilowattstunde (kWh) an Ladesäulen mit Schnellladefunktion.

Dahingehend muss in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich nachgebessert werden. Denn unabhängig von den Strompreisen an Ladesäulen wurden immer noch nicht genug Ladestationen installiert, vor allem auf Gemeinschaftsparkplätzen oder in den Tiefgaragen von Mietshäusern mit mehreren Wohnparteien. Natürlich ist die Anpassung beziehungsweise der Umbau bereits bestehender Anlagen und Gebäude immer leichter gesagt als getan. Doch selbst in modernen Neubausiedlungen werden noch nicht überall ausreichend viele Ladesäulen gebaut, da die Installation dieser zum jetzigen Zeitpunkt nur auf freiwilliger Basis geschieht und die bürokratischen Hürden oft zu hoch sind.

Generell muss die Bundesregierung in dieser Hinsicht vor allem Mieteinheiten – und eben nicht nur private Eigentumshäuser – wesentlich stärker berücksichtigen und vor allem fördern, da sonst der Ausbau der essenziellen Ladeinfrastruktur und damit auch die Verbreitung der Elektromobilität in Deutschland noch mehr ins Stocken geraten könnte.

GrienGo: Mit Enthusiasmus für mehr Elektromobilität und die Verkehrswende in Deutschland

Das Team von GrienGo setzt sich mit Enthusiasmus, Expertise und Erfahrung für den Auf- und Ausbau einer breiten sowie innovativen Ladeinfrastruktur im halböffentlichen Raum ein. Wir glauben an den Siegeszug und den nachhaltigen Erfolg der Elektromobilität – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Fahren. Laden. Grienen. Mach es einfach.

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